Hitzesommer: Es war nicht das CO2, es war Hunga Tonga

Die Explosion des Unterwasservulkans beförderte 146 Mio. Tonnen Wasser in die Stratosphäre und erwärmt die Erde für ein paar Jahre

Jetzt ist es amtlich: Der zu Ende gegangene Sommer war der heisseste seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Abweichung ist markant. Weltweit gesehen, betrug die Erhöhung Ende Juli 0,64 Grad. Seit 1979 liegt die Erhöhung bei 0,14 Grad – pro Jahrzehnt.

«Die wissenschaftlichen Beweise sind überwältigend», sagte Samantha Burgess, Vizedirektorin des EU-Klimawandeldienstes Copernicus.

«Wir werden weiterhin Klimarekorde sowie intensivere und häufigere extreme Wetterereignisse sehen, die sich auf Gesellschaft und Ökosysteme auswirken, bis wir aufhören, Treibhausgase auszustossen.»

https://climate.copernicus.eu/summer-2023-hottest-record

Aha, das CO2 ist offenbar schuld am heissen Sommer. Ins gleiche Horn stossen auch die zahllosen Meldungen der Mainstream-Medien, welche die Meldung von Copernicus aufgriffen. Kein Wort von anderen möglichen Ursachen. Einzig El Niño, der dieses Jahr wieder seinen Zyklus hatte, wird hie und da erwähnt.

https://de.euronews.com/green/2023/07/26/antizyklone-hitzeglocken-und-der-klimawandel-was-hinter-dem-brutalen-hitzesommer-in-europa

Aber das allerwichtigste Klimaereignis bleibt verborgen. Es ist der Ausbruch des Unterwasser-Vulkans Hunga Tonga Hunga Ha’apai in der Nähe des Tonga-Archipels nördlich von Neuseeland am 15. Januar 2022.

Die Explosion hatte eine Sprengkraft von 61 Mio. Tonnen TNT, rund das 4000fache der Bombe von Hiroshima. Den Knall hörte man noch in Alaska, und die Druckwelle wurde sogar in der Schweiz gemessen.

Beim Ausbruch wurden 7 Kubikkilometer Material ausgeworfen und vor allem 146 Mio. Tonnen Wasser in die Stratosphäre geschleudert, in eine Höhe von 40 Kilometern.

Der Ausbruch machte im Januar 2022 vergleichsweise wenig Schlagzeilen, weil dabei das Unterseekabel zu Tonga zerstört wurde und Nachrichten und Bilder schwierig zu bekommen waren. Zudem war noch Corona-Saison – mit einer ungefährlichen Variante zwar –, aber die Aufmerksamkeit war woanders. Aber immerhin war die Tsunami-Welle 19 Meter hoch, mehr als das Doppelte des Tsunamis in Japan 2011.

Die Klimatologen sagten damals eine Abkühlung der Erde voraus, wie das grosse Vulkanausbrüche immer tun. Zum Einen wird sehr viel Asche in grosse Höhen geschleudert. Dort kann sie sich nicht mit Wasser verbinden und abregnen, sondern bildet eine Art Sonnenschirm, der einige Jahre für Abkühlung sorgt. Dies war zum Beispiel 1815 bei der Eruption des Tambora der Fall, dem «das Jahr ohne Sommer» folgte.

Zum anderen werden bei einem Vulkanausbruch grosse Mengen Schwefeldioxid freigesetzt, die mit Wasser Schwefelsäuretröpfchen bilden, die das Sonnenlicht abstrahlen. Die Erwartung einer Abkühlung durch den Ausbruch von Hunga Tonga hatte also gute Gründe. Aber sie traf nicht ein.

Die Eruption des Hunga Tonga setzte einerseits nur wenig Schefeldioxid frei – ein Vierzgstel des Pinatubo, der 1991 für eine zweijährige Abkühlung sorgte. Hunga Tonga stiess andrrerseits vor allem Wasser aus – die fast unvorstellbare Menge von 146 Mio. Tonnen, die dreifache Menge des grössten deutschen Sees, des Bodensees.

Und auch die Höhe ist entscheidend: In der Stratosphäre, wo es sonst keinen Wasserdampf gibt, wirkt er isolierend, also erwärmend und das bis zu fünf Jahre lang. Der Effekt tritt mit einer gewissen Verzögerung ein, deshalb war er erst dieses Jahr wirksam.

Das also ist die hauptsächliche Ursache des Hitzesommers und nicht das CO2, dessen Ausstoss sich 2022 «nur» um 0,9 Prozent erhöhte und damit als Ursache nicht in Frage kommt.

Inzwischen haben Vulkanologen auch die ausserordentliche Heftigkeit der Explosion des Hunga Tonga geklärt. Dem Ausbruch gingen mehrere kleinere Eruptionen voran. Die Wissenschaftler vermuten, dass Wasser durch Ritzen und Spalten in die tiefer liegende Magmakammer gedrungen und dabei förmlich explodiert sei. Wasser dehnt sich in einem solchen Fall schlagartig um das Viertausendfache aus.

Es gibt über 50’000 Unterwasservulkane, die wenigsten sind erforscht und kartographiert. Aber das Interesse an ihnen ist mit Hunga Tonga geweckt. Die Gefahr einer Wiederholung ist schwer einzuschätzen. Aber das Potenzial weiterer Ereignisse ist durchaus vorhanden.

Quellen:

Copernicus: Summer 2023: the hottest on record. 5.9.2023
Weltwoche: Was die Explosion des Hunga Tonga mit dem Klima zu tun hat. 23.8.23
Spektrum: Wie ein Vulkan die Erde erwärmt. 30.5.23
Tonga, die Wucht des Unterseesvulkans | Doku HD | ARTE

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3 Antworten zu Hitzesommer: Es war nicht das CO2, es war Hunga Tonga

  1. Viktor sagt:

    An dem Artikel habe ich 2 Punkte des Zweifels. 1. Der Wassergehalt der Atmosphäre ist hauptsächlich von der Lufttemperatur abhängig, Kann ev. über 100% der relativen Feuchtigkeit steigen, wenn Kondensationskeime fehlen, was bei einem Vulkanausbruch unwahrscheinlich ist.
    Der Wassergehalt der Atmosphäre wird also hauptsächlich durch Temperatur geregelt und der Vulkanausbruch dürfte daher hauptsächlich mehr Regen zur Folge gehabt haben.
    2. Dieser Punkt ist zu relativieren, da nur regional zu sehen. Dass es weltweit der heißeste Sommer gewesen sein soll, stimmt für große Teile Mitteleuropas definitiv nicht und kann eigentlich nur für die Nordhalbkugel gelten, während es auf der Südhalbkugel Minusrekorde gab.

  2. Silas sagt:

    Wasserdampf ist das häufigste Treibhausgas. Wasserdampf hat auch einen dominanten positiven Rückkopplungseffekt und verstärkt jegliche Erwärmung, die durch atmosphärisches CO2 verursacht wird. Diese positive Rückkopplung ist der Grund dafür, warum das Klima so empfindlich auf die Erwärmung durch CO2 reagiert.
    https://skepticalscience.com/arg_Wasserdampf-Treibhausgas.htm

    146 Mio. Tonnen Wasser sind viel, aber global werden pro Jahr 38’000 Mio. Tonnen CO2 von uns Menschen zusätzlich in die Atmosphäre ausgestossen – das ist rund 260 mal mehr!

    • Christoph Pfluger sagt:

      Aufgepasst 1: Wasserdampf hat paradoxerweise zwei Wirkungen: Er verstärkt nicht nur die Erwärmung (ohne Wolken wäre die Erde unbewohnbar kalt). Wasserdampf schützt die Erde auch vor Überhitzung und die Humusschicht vor Austrocknung, was den Kreislauf am Laufen hält.
      Aufgepasst 2: Man kann das Gewicht des Wasserdampfs nicht mit dem Gewicht des CO2 vergleichen und daraus eine Wirkung ableiten. Und man kann nicht den Wasserausstoss eines einzelnen Ereignisses (Hunga Tonga) mit dem CO2-Ausstoss während eines ganzen Jahres.
      Korrekterweise müsstest du die Klimawirkung pro Tonne CO2 und pro Tonne Wasserdampf ausrechnen. Und du müsstest im weiteren die gesamte Wasserdampf-Produktion und den gesamten CO2-Ausstoss ins Verhältnis stellen. Sonst bleiben die Argumente beziehungslose Puzzle-Steine, die in keine Bild passen.
      Christoph Pfluger

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