Die Klima-Finanzen verstehen

(Foto: peoplemattersglobal.com)


Die Überschuldung, die zur Finanzkrise führte, wurde bekanntlich nicht gelöst – durch einen Schuldenerlass zum Beispiel –, sondern mit Garantien der Steuerzahler, Nullzinsen und sehr viel frischem Zentralbankgeld zugedeckt. Als Folge hat sich Verschuldung seit der Finanzkrise um 50 Prozent erhöht, gleichzeitig ist die Produktivität nach Berechnungen des Int. Währungsfonds nur um durchschnittlich 0,2 Prozent pro Jahr gestiegen. Das Problem ist also grösser geworden, und «die Zentralbanken haben fast keine Munition mehr, wenn überhaupt», wie sich Philipp Hildebrand, Ex-Nationalbankpräsident und Vize des mit sieben Billionen Dollar weltgrössten Geldverwalters Blackrock kürzlich in einem Interview mit Bloomberg ausdrückte. «We need to change the game», sagte im August Mark Carney, damals noch Präsident der Bank of England, jetzt Klimaberater des englischen Premiers Boris Johnson und zusammen mit dem Chef der Banque de France, François Villeroy de Galhau, Gründer des «Network for Greening the Financial System» (NGFS)

Wie sieht das neue Spiel aus? Grosse Veränderungen kündigen sich schrittweise an. Wer die Richtung erkennen will, muss die ersten Schritte verstehen. Ein solcher wurde am diesjährigen World Economic Forum getan, traditionell der Ort, an dem der Globalisieringskonsens zwischen Wirtschaft und Politik geschmiedet wird. Dieses Jahr stand das Klima im Zentrum. Die Spitzenleute der globalen Finanzelite erklärten feierlich, dass Klimaschutz die Investitionsentscheidungen bestimmen soll. Oder in den überzeugenden Worten des BlackRock-Chefs Larry Fink: «Klimarisiken sind Investitionsrisiken.»

Aber was soll die Lösung sein? Die Verschiebung von Geldern zu Konzernen, die den Regeln des «Sustainability Accounting Standards Board» (SASB) genügen, wird die Schulden nicht wegbringen. Dazu kommt: Das Kerngeschäft von BlackRock, das die Agenda gezielt fördert, sind Indexfonds, nicht einzelne vielversprechende Papiere. BlackRock floriert nur, solange die Zentralbanken frisches Geld in die Märkte pumpen und die Aktien steigen lassen.

Meine Vermutung: Der jetzt offiziell unterstützte Trend wird zu einer grünen Blase führen, von der die profitieren, die bereits eingestiegen sind. Vor allem aber zielt der Klimakonsens zwischen Zentralbanken, Grossinvestoren und Konzernen darauf ab, eine Rechtfertigung für klimafreundliche Geldschöpfung durch die Zentralbanken zu schaffen, damit das Spiel noch eine Runde weiterläuft. Das Geld wird damit weiterhin in die grossen Kassen fliessen, wie seit Ausbruch der Finanzkrise. Anstatt die überschuldeten Banken zu retten, hätte man damals auch die überschuldeten Hausbesitzer unterstützen können. Das hätte vermutlich auch weniger gekostet. Stattdessen sitzen jetzt die einen auf der Strasse und die anderen auf Geldbergen.

Anstatt das Klimageld den grün gewaschenen Umweltzerstörern von gestern zu geben, könnte man es auch direkt in die Aufforstung oder in die Solarenergie in der Dritten Welt stecken. Man könnte Solarpanels subventionieren, Radwege, Biolandbau und all die wunderbaren Projekte tatkräftiger Menschen überall auf der Welt. Aber nein, das Geld muss von denen verwaltet werden, die sich als die besten Experten der Allokation von Finanzmitteln bezeichnen und an deren Händen ein erklecklicher Teil kleben bleiben wird.

Wie grün das Gewissen der Leute auf der geldpolitischen Teppichetage ist, zeigt ein Blick in die Mitgliederliste des SAB: Neben BlackRock finden sich u.a. Goldman Sachs, Carlyle Group, Rockefeller Capital Management und Grossbanken wie Bank of America oder die UBS. Sie alle wollen jetzt plötzlich in den Klimaschutz investieren – und natürlich auch in Rüstung, wie das Beispiel von Carlyle zeigt, dem grössten privaten Rüstungsfinanzierer der Welt. Geschäft bleibt Geschäft, auch wenn das Klima sich wandelt.

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Weitere Quelle: William Engdahl in «New Eastern Outlook»: Follow the “Real Money” Behind the “New Green Agenda”

Bank for International Settlements: The green Swan – Central banking and Financial stability in the age of climate change


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