Werbefrei, privat, definierbare Suchkriterien und Resultate, mit denen man arbeiten kann – dafür bezahlt man gerne.
Google ist für Nutzer ein Ärgernis und für die kollektive Wahrnehmung eine Katastrophe. Der Konzern setzt künstliche Intelligenz ein, um die Suchresultate zu frisieren, er sammelt und verkauft die Daten seiner Nutzer und er monopolisiert den Werbemarkt.
Das Resultat sind mit Anzeigen vermischte Suchergebnisse, in denen die brauchbaren Links – wenn überhaupt – auf den hinteren Seiten versteckt werde und eine Behinderung alles Kleinen und Feinen – die Samen der Zukunft.
Seit ihrer Gründung hat Alphabeth, die Muttergesellschaft von Google, hunderte von Milliarden verdient, 350 Dollar pro Nutzer allein bis 2020, hat The Next Web ausgerechnet. Dieses Geld zahlen wir, die kostenlosen Nutzer in Form von Verlust von Privatheit, Ausgaben als Reaktion auf Suchresultate und Anzeigen oder Marketingdaten über uns, die Dritte verwenden. Für Google sind wir nicht Kunden, sondern das Produkt.
Ich habe verschiedene Alternativen getestet, mit einigermassen befriedigenden Resultaten. Aber jetzt habe ich Kagi gefunden – japanisch für «Schlüssel», eine Suchmaschine ,wie man sie sich wünscht. Sie sammelt keine persönlichen Daten, auch aus Eigeninteresse, da dies die Plattform zu einem lohnenden Ziel macht.
Frei konfigurierbare «Linsen» erlauben mir die Beschränkung der Resultate auf bestimmte Arten von Websiten, zum Beispiel akademische. Zu den Linsen gehören die Filterung von Diskussionen, Podcasts, PDF-Dateien oder kleinerer Websites wie Blogs und Foren. Websites können hoch- oder heruntergestuft und blockiert werden.
In den Suchergebnissen können Details zu Websites angezeigt werden, z. B. wie viele Anzeigen und Tracker sie enthalten. Sehr nützlich finde ich «Quick Answer», das eine kurze KI-Antwort auf den Suchbegriffe liefert und das Werkzeug, das den Inhalt eines bestimmten Artikels bereits in der Liste der Suchresultate zusammenfasst. In der Zusammenfassung: Eine Kagi-Suche ist transparent und daher objektiv.

Für jemand, der viel Zeit mit Recherche verbringt, kommt Kagi wie gerufen. Weil Kagi werbefrei ist und keine Daten absaugt und verkauft, kostet seine Nutzung. Man beginnt mit einer kostenlosen Version für 100 Suchanfragen. Das reicht, um sich von der Qualität der Plattform zu überzeugen. Wer dann weitermachen will, bezahlt fünf Dollar pro Monat für 300 Suchanfragen monatlich oder zehn für eine unbegrenzte Anzahl.
Registrierung mit verschlüsselten eMail-Adressen und Bezahlung über anonyme Plattformen sind möglich, da Kagi kein Interesse an personalisierten Daten hat und die Suchabfragen auch nicht den Nutzern zuordnet.
Begonnen hat Kagi, als der aus Serbien stammende kalifornische Tech-Unternehmer Vladimir Prelovac eines morgens mit der Erkenntnis aufwachte, die gegenwärtigen Suchmaschinen stellten eine Beleidigung seiner Intelligenz dar. 2018 gründete er Kagi mit drei Mio. Dollar. Mitte 2022 ging Kagi in einer Beta-Version online. 2023 und 2024 sind weitere 2,5 Millionen Dollar von Kagi-Nutzern dazugekommen.
Seit Beginn dieses Jahres ist Kagi als sog. «Public Benefit Company» eingetragen. Mit rund 25’000 registrierten Nutzern ist Kagi immer noch relativ klein, und wirklich gross will die Plattform auch nicht werden.
Aber sie hilft, Menschen wie mir, die Internet-Welt nicht durch die Brille, bzw. die Scheuklappen von Google wahrzunehmen, sondern nach Kriterien, die ich selber bestimme und ohne Verschleierung angeblich kritischer Inhalte. Ein Segen, für den ich noch so gerne etwas bezahle.
Und wenn wir schon bei der Orientierung im Netz sind: Anstatt mich über zahllose Newsletter über die aktuelle Lage und inspirierende Artikel zu informieren, habe ich mir einen ausgezeichneten RSS-Reader eingerichtet: Reeder.

Mit ihm kann ich Neuerscheinungen ausgewählter Websiten abonnieren und nach Themen in übersichtlichen Listen darstellen lassen und brauche nur anzuklicken, was die Lektüre lohnt. Das Ding kostet einmalig 10 Euro und ist sein Geld in Form von Übersicht und Zeitersparnis innert einer Woche wert.
Im Internet vermischen sich Schrott, Fake und Perlen. Wer die wirklich guten Dinge finden will, braucht echte Werkzeuge, nicht die kostenlosen Fallen von Google, Facebook und den anderen Tech-Giganten.
Diesen beiden Empfehlungen sind selbstverständlich ohne jede Anregung oder Unterstützung der betreffenden Software-Entwickler entstanden, sondern aus dem einfachen Bedürfnis, die Leser auf Werkzeuge hinzuweisen, mit denen die echten Vorteile des Internets tatsächlich zu erschliessen sind.
Ein bisschen Background:
Die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page kannten die Probleme einer werbefinanzierten Suchmaschine haargenau. 1998 schrieben sie in einem Paper für das Computer Science Dept der Stanford University:
«Derzeit ist das vorherrschende Geschäftsmodell für kommerzielle Suchmaschinen die Werbung. Die Ziele des Geschäftsmodells der Werbung entsprechen nicht immer qualitativ hochwertigen Suchresultaten. In unserer Prototyp-Suchmaschine ist zum Beispiel eines der Top-Ergebnisse für Mobiltelefone „The Effect of Cellular Phone Use Upon Driver Attention“, eine Studie, die sehr detailliert die Ablenkungen und Risiken erläutert, die mit dem Telefonieren während der Fahrt verbunden sind. Dieses Suchergebnis erschien an erster Stelle, weil es nach dem PageRank-Algorithmus, einem Näherungswert für die Bedeutung von Zitaten im Internet [Page, 98], als sehr wichtig eingestuft wurde.
Es liegt auf der Hand, dass eine Suchmaschine, die Geld für Handy-Werbung nimmt, Schwierigkeiten hätte, die Seite zu rechtfertigen, die unser System an seine zahlenden Inserenten zurückgibt. Aus diesem Grund und aufgrund historischer Erfahrungen mit anderen Medien erwarten wir, dass werbefinanzierte Suchmaschinen von Natur aus in Richtung der Werbetreibenden und weg von den Bedürfnissen der Verbraucher voreingenommen sein werden.»
Trotz ihres Mottos «Sei nicht böse!» haben sie aus Google das genaue Gegenteil gemacht. Aber nicht nur Werbung manipuliert die Suchresultate, sondern auch von Geheimdiensten angeregte (oder befohlene) Algorithmen gegen sog. Fake-News und unerwünschte Informationen aller Art.
The Next Web: Here’s how much money you made Google. 20.4.2024
Sergey Brin und Lawrence Page: The Anatomy of a Large-Scale HypertextualWeb Search Engine. 1998
Super, vielen Dank für diese beiden Empfehlungen und die Hintergründe dazu. Google nutz ich schon länger nicht mehr, bin dank Artikeln von digitalcourage (auch eine empfehlenswerte Seite bezüglich Datenschutz und Alternativen) davon weggekommen.
Gar nicht so schwierig, übrigens auch Linux, geht problemlos und kann per usb-stick ausprobiert werden.
Dasselbe werde ich nun also mit kagi machen 🙂
PS sehr erfreulich auch, dass keine recaptcha (auch so eine Datenschleuder) Bildrätsel gelöst werden müssen hier, danke 🙂
Um Feeds zu lesen (auch diesen), benutze ich seit Jahren Feedly. Den gibt es auch für Android und auch Browser-basiert. Die kostenlose Version kann man ganz gut gebrauchen.
Leider wird die News-Feed-Technologie oft als veraltet und nicht mehr zeitgemäss schlechtgeredet. Wahrscheinlich genau darum, weil es die effizienteste und unabhängigste Methode ist, News zu lesen. Wer es noch nicht kennt, sollte es ausprobieren.