«make America broke again»

Bild: Wikimedia

Die «Iden des März», also der 15. dieses Monats, künden seit Cäsars Ermordung kommendes Unheil. Die Bedenken sind dieses Jahr besonders berechtigt, und zwar aus drei Gründen:
Zum Einen läuft an diesem Tag die Schuldenobergrenze der USA von 20 Billionen Dollar aus und muss neu ausgehandelt werden. Zum Andern wird die amerikanische Zentralbank am selben Tag den Leitzins erhöhen. Und zum Dritten sind Wertpapiere enorm überbewertet, weil sie mit viel Kreditgeld und in Erwartung eines Trump-Booms befeuert wurden.
Die drei Sachverhalte sind eng miteinander verknüpft und verheissen nichts Gutes.

Die Erhöhung der Maximalverschuldung gehört zu den regelmässigen Kämpfen zwischen amerikanischen Präsidenten und dem Kongress. Beim letzten Mal liess eine Einigung so lange auf sich waren, dass einige Regierungsstellen ihre Büros schliessen mussten, weil das Geld für die Löhne ausging. Das muss man sich einmal vorstellen. Dieselbe Schmach musste vor Obama auch Bush jr. hinnehmen. Man schenkt sich nichts.

Diesmal wird nicht nur auf Geschenke verzichtet. Man gibt sich Saures, wenn nicht sogar Giftiges. Der neu gewählte Präsident hat nicht nur die Demokraten gegen sich, sondern auch einige Republikaner (z.B. John McCain), die Wallstreet, die Medien und, wie seit dem Rücktritt des Sicherheitsberaters Michael Flynn klar ist, auch die Geheimdienste.
Unter Obama hat sich die Verschuldung der Vereinigten Staaten von zehn auf zwanzig Billionen verdoppelt. Obama hat also gleich viele Schulden angehäuft, wie sämtliche Präsidenten zuvor – das ist die in unser Geldsystem eingebaute exponentielle Dynamik. Unter Trump wird es so weitergehen müssen.

Der Präsident will das Land denn auch mit einem gigantischen Infrastrukturprogramm «great again» machen. Die nötigen Billionen will er nicht schuld- und zinsfrei drucken – was angesichts der dabei entstehenden Realwerte systemneutral wäre –, er will sie auch nicht über Steuern und Zölle eintreiben, sondern er will sich verschulden. Dieser «Erfolg», wenn er denn als solcher gelten kann, ist angesichts der heftigen inneren Kämpfe in den USA sehr schwer zu erreichen. Seit klar ist, dass auch Trumps Telefon abgehört wurde, ist das Feuer im Dach für alle sichtbar. Vault 7, die neusten Veröffentlichungen von Wikileaks belasten die Geheimdienste schwer. Geleakt wurden sie offenbar von Geheimdienstmitarbeitern, denen die widerrechtlichen Machenschaften ihrer eigenen Arbeitgeber zu weit gingen – die CIA darf bekanntlich nicht im Inland aktiv werden. Damit hat der Bürgerkrieg zwischen den Globalisierern, dem Establishment und dem «deep state» auf der einen und den Globalisierungsverlierern, den Libertären und Christen auf der anderen Seite eine Wendung genommen, die eine Eskalation förmlich erzwingt. Einlenken geht nicht mehr

In diesem unblutigen Bürgerkrieg wird die Schuldenobergrenze nicht leicht zu knacken sein. Zudem leerte Trump die Kriegskasse in Form von 385 Mrd. Cash-Reserven des Finanzdepartements, die Obama angelegt hatte, damit Hillary Clinton, wenn sie denn Präsidentin geworden wäre, den Kampf um die Schuldenobergrenze länger hätte führen können. Anstatt seine Position zu stärken und das Geld genau dafür zu verwenden, zahlte Trump damit Schulden zurück und prahlte damit auf Twitter. Aber netto erhöhten sich die Schulden in den ersten 40 Tagen der Präsidentschaft um 207 Milliarden. So schnell wuchsen die Schulden bloss in den ersten Monaten von Obamas Präsidentschaft, als er mit der Finanzkrise zu kämpfen hatte.

Das Geld zur Finanzierung des Trump-Booms wird also nicht so schnell zusammenkommen; und es wird mit der Leitzinserhöhung, der weitere folgen, auch teurer werden. Und damit kommen die Börsen ins Spiel.
Sie haben mit der nahezu beispiellosen Hausse seit der Wahl den Aufschwung durch Trumps versprochenes Infrastrukturprogramm bereits eingepreist. Seit vergangenem November musste die New Yorker Börse nur an ganz wenigen Tagen einen kleinen Rückgang verbuchen. Seit 1929 und 1987 gab es keine derartige Phase des Börsenaufschwungs, und beide Male war die Landung hart. Die Landung dürfte auch dieses Mal hart werden, sobald klar wird, dass der Trump-Boom, dessen Gewinn an der Börse bereits eingestrichen wurde, nicht eintreten wird.
Zudem wurde die Hausse durch den Trick von Trump befeuert, der die Kriegskasse statt für den Kampf um die Schuldenobergrenze zur Schuldentilgung verwendete und 84 Milliarden an die Wallstreet schickte. Normalerweise nimmt der Staat im Februar mehr neue Anleihen auf, was ihren Renditen gut tut und die Aktienbörsen tendenziell schwächt. Im Februar war es umgekehrt: Der Höhenflug der Aktien setzte sich fort.

Aber auch ohne diesen Trick ist enorm viel heisse Luft in der Aktienblase. 2016 nahmen die US-Konzerne mehr als 500 Mrd. Dollar Kredit für Aktienrückkäufe auf, ungefähr die Hälfte des Staatsdefizits. Die Rechnung geht nur auf, wenn das Geld billig bleibt und der Höhenflug anhält. Aber der Trump-Boom wird mit allergrösster Wahrscheinlichkeit nicht eintreten und die Kurse

Immer wieder: Drei Leitzinserhöhungen in Folge und die Aktien fielen markant. Grafik: David Stockman

werden sich nach unten korrigieren müssen. Ganz bestimmt aber wird das Geld teurer, denn am 15. März wird der Leitzins zum dritten Mal seit Dezember 2015 erhöht. Weitere Erhöhungen sind bereits angekündigt. Wann immer die Leitzinsen drei Mal in Folge erhöht wurden, begannen die Aktienkurse massiv zu fallen. David Stockman, Budgetminister unter Reagan, ex-Kongressabgeordneter und Mitgründer des Blackstone Hedgefunds, hat nachgerechnet: 14 Mal war dies seit 1919 der Fall und die Einbussen waren teilweise drastisch: -56 Prozent in der Finanzkrise, – 50 Prozent beim Platzen der Dotcom-Blase 2000, -33 Prozent beim Crash von 1987 undsoweiter.
Kein Wunder, setzt Stockman seine Analyse der Trumponomics unter den Titel «make america broke again».

Man kann also davon ausgehen, dass die Trump-Administration in wenigen Wochen um ihr Überleben kämpfen, die Börse in einer heftigen Kurskorrektur stecken und sehr viel Vermögen vernichtet wird. Und das alles in einem Klima erhöhter Konflikte. Es bleibt wenig Zeit, Papierwerte in Reales umzuwandeln. Man sollte sie nutzen.

Weitere Informationen: http://davidstockmanscontracorner.com
(kostenpflichtig)

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5 Antworten auf «make America broke again»

  1. Thomas Bissegger sagt:

    Sehr geehrter Herr Pfluger,
    Besten Dank für diese Einschätzung und Ihre wichtige Arbeit.
    Es wäre demnach angebracht, sich einige Edelmetallbarren in den Keller liefern zu lassen, verstehe ich das richtig? Oder können Sie „in Reales umwandeln“ sonst wie präzisieren? Die glitzernden Taler und Briketts sind mir etwas zuwider, wegen Schweiss- und Blutspuren, bzw. gewollt-geplanter sog. Unterentwicklung im jeweiligen Herkunfstland.
    Was schlagen Sie als Alternative vor?
    Mit freundlichen Grüssen

    • Christoph Pfluger sagt:

      Realwerte sind Werte, die wir zum Leben brauchen: Nahrung, Behausung, Bekleidung, Energie und das in einer kooperativen Gesellschaft, in der die Menschen sich nicht gegenseitig bekämpfen. Edelmetall gehört nicht wirklich dazu, hat aber den Vorzug, dass es seit rund 2700 Jahren in den westlichen Kulturen als Zahlungsmittel mit hoher Tauschsicherheit behandelt wird. Wenn andere Währungen an Wert verlieren oder sogar zusammenbrechen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Edelmetall seinen Tauschwert behält oder erhöht.

  2. Urs Tobler sagt:

    „Seit klar ist, dass auch Trumps Telefon abgehört wurde, ist das Feuer im Dach für alle sichtbar.“ Wirklich? Bitte Quellenangabe die diese Feststellung untermauert.

  3. Nestputzer sagt:

    Danke Christoph Pfluger, hoffentlich liest/hört man Dich!

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