Ghadaffi: Das war natürlich Staatsmord

Ich bin selbstverständlich kein Freund von Ghadaffi, sondern ein Freund des Rechts. Aber was vorgestern geschah, war Staatsmord. Und wenn die Staatsmänner dieser Erde ob einem Staatsmord Erleichterung empfinden, dann muss das jeden Demokraten beschweren. Was gilt denn das Recht noch, wenn es von Staatenlenkern mit Füssen getreten wird, ohne Not?

Es hätte dem Krieg der Nato gegen Ghadaffi, der mit dem unseligen Begriffstrick «Flugverbotszone» offiziell begann, wenigstens nachträglich eine Art von Legitimation gegeben, wenn der Mann vor ein ordentliches Gericht gestellt worden wäre, wenn die Beschuldigungen abgeklärt und am für alle geltenden Recht gemessen worden wären und er seine gerechte Strafe bekommen hätte.

Aber das durfte offenbar nicht sein. Ohne OK von ganz oben, übergibt kein Geheimdienst ein Staatsoberhaupt der Lynchjustiz, auch nicht in einem Krieg. Obama, Cameron und Sarkozy müssen sich geeinigt haben. Und jetzt darf der Übergangsrat in Lybien über den Tathergang sein Volk belügen, im Auftrag des Westens, der nur allzu froh ist, dass die Wahrheit über seine Geschäfte mit dem Diktator nicht ans Licht kommen. Und wir werden auch nicht erfahren, dass Wochen vor dem Aufstand in Lybien hunderte von westlichen Geheimdienstleuten Position bezogen. Was mögen die getan haben?

Das ist ein so schlechter Start für die Demokratie im reichsten Land Afrikas, dass der Verdacht hochkommt, es sei bei der ganzen Operation gar nicht um die Demokratie, sondern den Reichtum gegangen. Ich denke, das liesse sich sogar beweisen. Ein paar Monate Recherche müssten genügen. Bestimmt wird das einer machen und seine Erkenntnisse mindestens im Internet veröffentlichen. Aber in einem halben Jahr wird diese Geschichte schon fast vergessen sein. So weit sind wir mittlerweile: Ganze Länder können annektiert werden, die Aufregung ist höchstens kurz und schwach.
Deshalb muss uns die Erleichterung der Staatsmänner über Ghadaffis Tod nachdenklich stimmen. Allzuoft dürfen die Herren und Damen auf der Teppichetage des Globus nicht mehr mit solchen Untaten davonkommen. Werden sie zur Gewohnheit, ist es zu spät, sie zu stoppen.
Dann werden wir die Opfer sein.

 

Interessante Links:

Die Tötungskultur des Westens – Zum Tod von Muammar al-Gaddafi, von Jacob Jung auf bohemien.net

Die Untaten des Muammar Al Gaddafi
Muammar Gaddafi verwandelte Libyen in wenigen Jahrzehnten von einem der ärmsten Ländern der Welt zum wohlhabendsten Land Afrikas, wohlhabender sogar als Brasilien, Russland und Saudi-Arabien. Wohlhabender auch, als manches Land der EU. Eine Untat, die der Westen ihm nie verziehen hätte. (denkbonus.wordpress.com)

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