Die Strategie im Währungskrieg

Die Finanzwelt spielt verrückt. Am Montag hat die amerikanische Rating-Agentur Standard&Poor’s die italienischen Staatspapiere heruntergestuft. Das sind echte bad news. Die Banken mit italienischen Papieren in den Portefeuilles müssen ihre Werte nach unten korrigieren. Das ist in kritischen Zeiten wie jetzt besonders ungünstig, es droht eine Kettenreaktion. Ausnahmsweise hat Berlusconi recht, wenn er den Entscheid der Rating-Agentur kritisiert. Aber nachdem in den Tagen zuvor neue Skandalgeschichten an die Öffentlichkeit kamen, glaubt ihm keiner mehr. Macht nichts, man kann auch selber nachdenken.

Was tat die Börse nach diesen schlechten Nachrichten? Sie stieg. Das kann nichts anderes heissen, als dass die Spekulation in grossem Stil auf den Niedergang wettet. Nur in einem solchen Szenario sind schlechte Nachrichten gute Nachrichten.

Für diesen Zustand gibt es eigentlich nur einen Begriff: Krieg. Und von Währungskrieg spricht mittlerweile auch die Finanzwirtschaft, z.B. David Bloom, Devisen-Chefstratege bei HSBC.

Krieg bedeutet vor allem Zerstörung. Wer Währungskrieg will, weiss also, dass sich ein grösserer Zusammenbruch nicht mehr aufhalten lässt. Die strategische Dynamik liegt folglich bei denen, die den Zusammenbruch fördern. Damit lassen sich kurz vor Torschluss noch die letzten und damit entscheidenden Gewinne realisieren. Das haben die Amerikaner bzw. die Kräfte die hinter ihnen stehen begriffen.

Die Europäer stehen strategisch auf verlorenem Posten. Sie vergeuden ihre Kräfte damit, das Unvermeidliche aufzuhalten. Das ist dumm, kurzsichtig und teuer.

Der Kursanstieg des Dollars, der höchst verschuldeten Währung der Welt, bedeutet nichts anderes als ein letztes Gefecht. Die Amerikaner haben sich gut positioniert und eine geschickte Strategie gewählt. Aber man muss ja nicht darauf hineinfallen.

Als Verwalter der grössten Währung der Welt können die Amerikaner damit rechnen, dass der Dollar als letzte Zuflucht dient. Die grössten Mächte der Welt haben einfach zuviele Dollars im Keller, als dass sie sich vor Ende des Währungskrieges einen substanziellen Verlust leisten können. Aber auch der Schuldenturm der USA, der höchste weit und breit, wird früher oder später zusammenbrechen und eine gigantische Umverteilung auslösen.

Nach allen jetzt zur Verfügung stehenden Signalen dürfte der Kollaps das Endergebnis des Währungskrieges sein. Ihn verhindern zu wollen, ist also das falsche Ziel. Ein Land, das für seine Bürger Sicherheit schaffen will, schaut voraus und bereitet das Unvermeidliche vor. So weit wagt man in der Schweiz noch nicht zu schauen. Noch nicht!

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3 Antworten auf Die Strategie im Währungskrieg

  1. Oliver Liechti sagt:

    schön und recht. aber was wäre dann das „richtige“ ziel?

    • Christoph Pfluger sagt:

      Kollaps bedeutet Währungsreform. Um nicht überrascht zu werden, müsste man jetzt eine solche vorbereiten. Wir versichern uns gegen alles, hecken zur Landesverteidigung eine Unzahl von Planspielen aus. Aber gegen eine Währungsreform, deren Umverteilungseffekt einer Zerstörung durch Krieg gleichkommt, wappnen wir uns nicht. Die Politik steckt im Tiefschlaf.
      Christoph Pfluger

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